Gedicht des Monats

Gedicht des Monats

Seit vielen Jahren gibt es im Fachbereich Germanistik das “Gedicht des Monats”. Die Redaktion liegt bei Petra Schirrmann und Michael Möbius.  Eigene Beiträge können an die beiden per E-Mail gesendet werden.

Einige dieser Gedichte wurden im Laufe der Jahre auch von Michael Möbius vertont für gemischten Chor und Klavier.

 

J a n u a r  2 0 1 8

Auff die nunmehr angekommene kalte Winterzeit

Der Winter hat sich angefangen /
Der Schnee bedeckt das gantze Landt /
Der Sommer ist hinweg gegangen
Der Waldt hat sich in Reiff verwandt.

Die Wiesen sind von Frost versehret /
Die Felder gläntzen wie Metall /
Die Blumen sind in Eis verkehret /
Die Flüsse stehn wie harter Stahl.

Wolan wir wollen von uns jagen
Durchs Feur das kalte Winterleid /
Kompt / Last uns Holtz zum Herde tragen
Und Kohlen dran / jetzt ist es zeit.

Last uns den Fürnewein hergeben
Dort unten auß dem grossen Faß
Daß ist das rechte Winterleben:
Ein heisse Stub’ und kühles Glas.

Wir wollen spielen / schertzen / essen /
So lang’ uns noch kein Gelt gebricht /
Doch auch der schönsten nicht vergessen /
Denn wer nicht liebt / der lebet nicht.

Wir haben den noch gnug zu sorgen
Wann nun das Alter kompt heran /
Es weiß doch keiner was jhm morgen
Noch vor ein Glück begegnen kann.

Johann Rist

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Johann Rist (1607 – 1667), Barockdichter und Pfarrer aus Hamburg

 

 

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