Abstract (auf Deutsch)

Zusammenfassung

Im zusammenrückenden Europa gewinnt Persuasion, d. h. die rhetorische Beeinflussung von Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Handeln eine immer größere Bedeutung in Politik und Wirtschaft. Dabei treffen auch in den Massenmedien unterschiedliche Traditionen und Argumentationsstile aufeinander. Solche interkulturellen Divergenzen können den Erfolg des kommunikativen Handelns beeinträchtigen.

In internationalen Kontaktsituationen ist es wichtig, Unterschiede in den üblichen Strukturen argumentativen und persuasiven Kommunizierens zu kennen, um sich bei der Textrezeption und -bewertung ebenso wie im eigenen Sprechen und Schreiben darauf einstellen zu können. Bisher liegen aber kaum empirisch hinreichend fundierte Kenntnisse über typische Verfahren rhetorisch beeinflussender Kommunikation in den europäischen Ländern vor, wie auch das Symposium ergeben hat, das am 2. und 3. September 2011 in Helsinki stattfand.

Das jetzt zu beantragende Projekt konzentriert sich auf die Untersuchung einer einzigen, per definitionem persuasiven Textsorte: den Kommentar (in Tageszeitungen und elektronischen Medien).

‚Kommentare‘ sind meinungsbetonte, auf die Beeinflussung (d.h. Festigung oder Verände-rung) der Einstellungen und Überzeugungen der Leser orientierte, von Journalisten des betref-fenden Mediums verfasste Texte, die ein Ereignis oder soziales Problem einordnen und be-werten, eine Prognose geben und/oder bestimmte Handlungen empfehlen. Leitartikel können als eine besonders herausgehobene Variante des Kommentars gelten.

Medien aus den folgenden 13 Ländern werden untersucht: Finnland, Schweden, Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Bulgarien, Griechenland, Italien, Spanien.

Im Ergebnis der Forschungen soll das Projekt eine Antwort auf folgende Fragen ermöglichen:

  1. Wie (d. h. wie häufig und wo) kommen Kommentare in verschiedenen Medien vor? In welcher Relation stehen sie zu anderen Textsorten/Sendeformaten/Kom­munikations­formen?
  2. Welche Textgestaltungsmuster von Zeitungskommentaren gibt es in verschiedenen Presse­­­­typen und deren Ressorts  (Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft, Sport usw.) innerhalb Europas?
  3. Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede lassen sich in Bezug auf diese Textge­staltungsmuster und makrostrukturellen Typika persuasiver Texte relativ zu den untersuchten Kommunikationsgemeinschaften ermitteln?
  4. Wie sind solche Unterschiede im Hinblick auf journalistische Kulturen und rhetorische Muster zu erklären?
  5. Welche Auswirkungen können solche Unterschiede für die Textrezeption in interkulturellen Kontaktsituationen haben? Welche Missverständnisse und Konflikte können sich aufgrund der ermittelten Musterdifferenzen ergeben, und wie sind sie vermeidbar?

 

 

 

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