Was steckt dem Schwarz-weißen hinter?

Man könnte denken, dass man immer von der Geschichte etwas lernt, aber oft ist es nicht so. Die Thematik des Werkes, die schon im vorigen Text behandelt wurde, ist heute immer noch sehr aktuell. Wie weit sind wir eigentlich in 200 Jahren gekommen? Ist da vielleicht etwas, was wir von diesen Zeiten lernen könnten? Haben wir es heute besser?

Wie schon in der Vorlesung erwähnt wurde, sind die Themen der Literatur oft ewig. Man versteht also immer noch (zumindest einigermaßen) die Gedanken des Menschen sagen wir zum Beispiel des 15. Jahrhundert. Durch alte Literatur kann man die derzeitige Gesellschaft und Atmosphäre spüren, und es ist vielleicht auch nicht so langweilig, wie ein Geschichtsbuch zu lesen. Sowohl ganz klar im Text geschrieben, als auch insbesondere zwischen den Zeilen, findet man viele Sachen, woraus man schließen kann, was zu dem Zeitpunkt los war. Auch heute geht es so: Alles wird nicht offen dargestellt, sondern man muss manchmal ein bisschen Kopfarbeit machen. Alte Literatur hilft uns also Sachen in Frage zu stellen. Es ist immer noch keine schwarz-weiße Welt.

Obwohl die Gesellschaft sich in 200 Jahren sehr entwickelt hat, hatte die Gesellschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts auch ihre Vorteile. Menschen lebten eher zusammen, (ja, sie mussten auch in manchen Fällen es tun, und hatten keine andere Wahl, aber trotzdem) was ich fürs Gemeinschaftsgefühl wichtig finde. Die Menschen der heutigen Gesellschaft leiden unter Einsamkeit mehr als je. Natürlich gab es schon immer Einsamkeit, aber ich denke, dass das Problem im Laufe der Zeit schlimmer geworden ist. Auf einem Bauernhof braucht man viele Menschen um den Hof zu unterhalten. Heute ist die Gesellschaft schon von der Struktur her völlig anders: Jedes Jahr ziehen mehr Menschen in die Stadt als aufs Lande, und beispielsweise in Finnland sind mehr als eine Million Haushalte eben Singlehaushalte.

helsingin yllä

Kapitalismus und Sozialismus kämpfen immer noch miteinander, und die Welt wird vom Geld beherrscht. Wir haben immer noch keine ordentliche Lösung für psychische Probleme gefunden, Medikamente werden aber genauso gerne und großzügig verschrieben. Die Soldaten, die Väter, haben – jetzt sehr verallgemeinert – nach dem Krieg geschwiegen und lieber getrunken, und ihre Kinder schweigen weiter. Meiner Ansicht nach gibt es sogar mehr Egoisten und Narzissten als früher, weil die Rolle des Individuums (zu stark) betont wird. Wir sind materialistischer als je, und zerstören die Natur schnell und sicher. Wir haben keine Zeit mehr für Sachen, wir haben eine ganz andere Vorstellung von Zeit. Ich hätte mir nie vorstellen können, obwohl ich jung bin, dass die Welt mal so wäre. Wir haben viele schöne Sachen bisher erfunden, klar, aber manche von denen haben wir für falsche Zwecke verwendet.

Man kann auch die unterschiedlichen Gesellschaftsklassen heute noch deutlich merken, wie schon u. a. Karl Marx Mitte des 19. Jahrhunderts andeutete. Die Armut ist immer noch ein großes Thema, während ca. 1% (62 Menschen) der Weltbevölkerung besitzt mehr als die Hälfte des Weltvermögens. Von den 62 Menschen sind 53 Männer und 9 Frauen. Daher können wir auch zum Thema Gleichberechtigung sagen: Wo einem Mann ein Euro bezahlt wird, bekommt die Frau nur 0,83 Euro – so zumindest in Finnland. Auch gerade Frauen, 65%, haben eher in Teilzeit gearbeitet (im Jahr 2012), wo von Männern nur 35% in Teilzeit gearbeitet haben. Frauen brauchen auch einen besseren Bildungsabschluss als Männer, wenn sie um die gleiche Stelle bewerben. Natürlich ist die Lage der Gleichberechtigung heute deutlich besser als vor 200 Jahre, einiges könnte aber trotzdem noch gemacht werden.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass alte Literatur uns ein Fenster in die Vergangenheit ist. Man kann die derzeitigen Büchern in aller Ruhe auf dem Sofa lesen, und trotzdem innerlich mitten in einem Krieg sein. Ich meine, dass ohne eine Epoche erlebt zu haben, kann man sich sie aber gut vorstellen. Die alte Literatur ist aber auch ein Spiegel, in den wir ab und zu sehen sollten, um uns daran zu erinnern, wie die Welt gewesen ist, und was genau wir in der Zukunft überhaupt sein wollen.

Das Bild: Kaisa Matveinen
Die Quellen: http://www.stat.fi/til/asas/2012/asas_2012_2013-05-22_tie_001_fi.html
http://oxf.am/Znhx
http://yle.fi/uutiset/naisten_ja_miesten_valiset_palkkaerot_kasvaneet/7851851
http://www.stat.fi/tup/julkaisut/tiedostot/julkaisuluettelo/yyti_namisu_201400_2014_10367_net_p2.pdf
http://sakasti.evl.fi/sakasti.nsf/0/F3B19BB78AD324D8C2257B160021D976/$FILE/Sodan_kasvattamat.pdf

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