Djadi und Identität

Autorin: Iina Sipi

Hintergrund

Es geht um eine Analyse zum Thema Identität der Hauptperson von dem Kinderroman Djadi, Flüchtlingsjunge, der von Peter Härtling in dem Jahr 2016 publiziert wurde. Im Hintergrund steht die Flüchtlingskrise des Jahres 2015 wo fast fünfmal so viele Flüchtlinge in Europa auf See- und Landwegen gekommen sind als im Jahr 2014 (Aktion Deutschland Hilft: 2019). In dem Video Buchtipp von Andrea Fies spricht Andrea Fies, dass Peter Härtling einem Kinderbuch über dieses Thema wählte, weil er im Fernsehen das Foto von dem kleinen Kind, das tot an einem türkischen Strand gefunden war, gesehen hat (Arte: 2016). Nach Tagesschau (2020) wurde dieses Foto „zum weltweiten Symbol für das Leid der Flüchtlinge“. Im März 2016 wurde ein riesiges Graffiti in Frankfurt am Main aus diesem Foto gemalt (DW: 2016). Ein Zufall, oder nicht, die Hauptperson des Romans kommt in Frankfurt an.

Djadi ist ein 11 jähriges Kind das mit seiner biologischen Familie, Al Aitani, aus Syrien wahrscheinlich wegen des im Jahr 2011 angefangenen syrischen Bürgerkrieg geflüchtet ist. Die Reise war gefährlich und Djadis Mutter, Vater und drei Geschwister haben die Flucht über das Mittelmeer nicht geschafft. Nach dem Bild der Mediendienst Integration (2019) „Wie gefährlich ist die Fahrt über das zentrale Mittelmeer?“ im Jahr 2017 wurde 20 von 1000 um das Leben kamen. Djadi ist also allein geblieben und in Deutschland mit anderen Flüchtlinge aus Homs gekommen. Der Roman berichtet wie dieses Kind, Djadi, gegen Angst und Trauma kämpft und wie er sich in dem neuen Land integriert.

Erzähler und Fokalisierung

Der erzähler ist extradiegetisch mit einer Fokalisierung auf Djadi, wie auch die Goethe Institut (2020) in Onleihe über das Buch schreibt: „ein poetischer und berührender Roman voller Zuversicht, mit dem man in die verwundete Seele eines Kindes blickt“. Aber am Anfang konzentriert sich der Erzähler auf das, wie die anderen Figuren Djadi zum ersten Mal sehen und wie die Leser ihm zuerst aus deren Beobachtungen kennenlernen. Der Erzähler beschreibt Djadi in folgender Weise: „Für sein Alter war er zu klein, zu dünn, krummbeinig wie ein Cowboy und mit einem angestrengten Gesicht, in dem große schwarze Augen steckten.” (2016:4). Der Amtsarzt schätzt, dass das Kind zwischen acht bis elf Jahre alt ist, und beschreibt ihn als physisch gesund aber sagt: „Wie es seiner Seele geht, kann ich Ihnen nicht sagen.“ (2016:14). 

Schnell wechselt die Fokussierung auf Djadi und die Leser blicken in seiner Seele. In der Jugendhilfe hat er Zeit mit anderen syrischen Jungen verbracht, aber bevor er die Schule anfängt, fährt er in den Sommerferien auf die Insel Juist mit Jan und Dorothea und da beginnt Djadi zu bemerken, dass er sich selbst fremd fühlt, aber auch, dass er an den anderen Menschen in diesem Land fremd ist. In Deutschland, muss er zwischen seiner Vergangenheit und der jetzigen Zeit zu balancieren. Nur die anderen syrischen Jungen in der Jugendhilfe waren die letzte Konnektion mit seiner Vergangenheit, weil sie die gleiche Heimat, Kultur, die arabische Sprache und die gleiche Lebenssituation geteilt haben.

Identität, Integration und Konflikte

Al Aitani war seine biologische Familie, und der Roman erzählt wie er wegen einer Trauma nicht mehr erinnern kann, wie seine Familie war. Wenn Djadi mit Jan und Dorothea in den Sommerferien zur Insel fahren, sagt eine Frau in dem Zug, dass Jan der Papa vom Djadi ist, und Djadi war davon ein bisschen erstaunt, weil er schon einen Papa hat. Aber seitdem denkt er anders: „Ich habe einen Papa und einen Papa jetzt hier.” (2016:34). Später in den Ferien bezeichnet Djadi Jan und Dorothea als Mama und Papa.

In dem Bild der Identität ist es in den Sprechblasen zu sehen, welche Probleme Djadi während seiner Integration zu dieser neuen Lebenssituation in dem fremden Land hat. Djadi hat selbst gesagt, dass er sich fremd in Deutschland fühlt. Dieses Gefühl wird noch auf der Insel stärker. Djadi sagt, dass er passt nicht, falsch wäre, nicht deutsch ist und dort nicht sein darf. In Deutschland machen die Bürokratie und die zahlreichen Besuchen von der Amtleute und die Meinungen von Nachbarn des Wohngemeinschafts es nicht leicht für den Jung zu fühlen, dass er willkommen ist: „Mieter in diesem Haus finden es bedenklich, dass ein Kind von einer Wohngemeinschaft aufgenommen und erzogen wird.” (2016:26). Auch die fremde Leute die ihm fragen, was er hier macht, woher er kommt und bewunderten sich, wie er „unsere Sprache“ so gut sprechen kann, eine negative Wirkung an Djadi haben. Besonders diese eine Begegnung mit einem fremden Mann bringt Djadi zum Nachdenken:

„Einmal fragte ihn ein Mann, wo er herkomme. 

Aus Frankfurt.

So sehe er aber nicht aus. 

Leise fragte er zurück: Wie sehe ich denn aus?

Du kannst ganz gut Deutsch, sagte der Mann, aber du bist wahrscheinlich ein Asylant. 

Ich komme aus Syrien. 

Und was machst du hier? Der Mann fragte so, als wolle er sich erkundigen, was Djadi überhaupt hier zu suchen habe.“

(2016:46)

Nach der Studie Flüchtlingskinder in Deutschland (2014): „Die Kinder erleben Rassismus oder auch Abweisung durch Anwohner. Als Teil der Gruppe “Flüchtlinge” werden sie unwillentlich zum Gegenstand von politischen Auseinandersetzungen.“ (2014:10). In den Ferien auf der Insel hört Djadi eine Diskussion über die Flüchtlingssituation in Deutschland in einem negativen Ton: „All die Asylanten schaffen wir nicht mehr” (2016:54). Rassistische Situationen erlebt er in die Schule, wenn ein Kind ihm plagt.

In einem Moment sagt Djadi: „Ich bin kein UmF” (2016:59). Ein UmF ist ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling. Kurz bevor hat er gesagt, dass er Asylant ist. Diesen Satz interpretiere ich, dass er vielleicht frustriert ist. Niemand kann wissen was er erlebt hat und wie schwer ist es für ihn wegen Trauma kämpfen: er hat seine ganze Familie und Freunde verloren, sein Haus in Homs gibt es nicht mehr, der Krieg, die Flucht, allein zu sein und in Unsicherheit zu leben. Meiner Meinung nach sollte kein Kind sich als ein UmF beschreiben oder überhaupt so etwas in seinem Leben zu erleben.

 

 

Quellen:

Aktion Deutschland Hilft (2019): Infografik: Fluchtrouten nach Europa. (Zugang: https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/mediathek/infografiken/infografik-fluchtrouten-nach-europa/)

Arte (2016): “Djadi, Flüchtlingsjunge” von Peter Härtling, Der Buchtipp von Andrea Fies. (Zugang: https://www.arte.tv/de/videos/064747-042-A/djadi-fluechtlingsjunge-von-peter-haertling/)

Berthold, Thomas (2014): In erster Linie Kinder, Flüchtlingskinder in Deutschland. (Zugang: https://www.unicef.de/blob/56282/fa13c2eefcd41dfca5d89d44c72e72e3/ar037-fluechtlingskinder-in-deutschland-unicef-studie-2014-data.pdf)

Deutsche Welle (2016): Riesiges Graffiti zeigt toten Flüchtlingsjungen Aylan. (Zugang: https://www.dw.com/de/riesiges-graffiti-zeigt-toten-fl%C3%BCchtlingsjungen-aylan/a-19110416)

Goethe Institut (2020): Onleihe, Djadi, Flüchtlingsjunge. (Zugang: https://www.onleihe.de/goethe-institut/frontend/mediaInfo,0-0-482200782-200-0-0-0-0-0-0-0.html)

Härtling, Peter (2016): Djadi, Flüchtlingsjunge.

Mediendienst Integration (2019): Die wichtigsten Asylzahlen 2018. (Zugang: https://mediendienst-integration.de/artikel/die-wichtigsten-asylzahlen-2018.html)

Proasyl: Bürgerkriegsland Syrien. (Zugang: https://www.proasyl.de/thema/syrien/)

Tagesschau (2020): Haftstrafen wegen Mordes an Aylan Kurdi. (Zugang: https://www.tagesschau.de/ausland/kurdi-prozess-tuerkei-101.html)

 

Bilder:

https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/mediathek/infografiken/infografik-fluchtrouten-nach-europa/

https://mediendienst-integration.de/artikel/die-wichtigsten-asylzahlen-2018.html

https://www.dw.com/de/riesiges-graffiti-zeigt-toten-fl%C3%BCchtlingsjungen-aylan/a-19110416

Djadis Identität (Pixabay)

Mind-Map (Canva)