Stede

Manfred Stede

Universität Potsdam

 

Zur Schnittstelle zwischen automatischer Meinungsanalyse und automatischer Argumentationsanalyse

Während die automatische Analyse von Meinungen in der Computerlinguistik seit fünfzehn Jahren mit großem Engagement beforscht wurde und zwischenzeitlich auch zu vielen kommerziellen Lösungen geführt hat, steckt die automatische Argumentationsanalyse heute noch in den Kinderschuhen.  Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über den Stand der Kunst und geht dann genauer auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Aufgaben ein. Aus der reinen Anwendungsperspektive dürfte gelten: Für Meinungsanalyse kann man mit relativ geringem Aufwand und relativ einfachen Methoden (Suche nach positiv und negativ „gefärbten“ Wörtern und anschließender Analyse des Kontexts) für einige Zwecke schon recht passable Ergebnisse erzielen. Für eine Argumentationsanalyse ist dagegen die Einstiegsschwelle ungleich höher, da es darum geht, eine ganze Konstellation von Sprechakten zu identifizieren, die sprachlich sehr unterschiedlich realisiert sein können. Am Ende lautet die These, dass der Komplexitätsgrad einer Argumentationsanalyse und der einer wirklich umfassenden und hinreichend zuverlässigen Meinungsanalyse wohl sehr ähnlich sind, und dass die Meinungsanalyse eine sinnvolle Vorstufe zur Argumentationsanalyse darstellt. Denn: Nicht jede Meinung ist eine Argumentation – aber kaum eine Argumentation kommt ohne Meinung aus.