J. W. Goethe: Die Leiden des jungen Werther

Ein Buch, durch das man neue Formen der Literatur entdecken wollte. Ein Buch, das bedeutend eine literarische Epoche beeinflusste, die sich zu einem Gegensatz zur von der Aufklärung betonten Vernunft entwickelt hatte. Ein Buch, das schließlich eine ganz neue Literaturströmung des frühen 19. Jahrhunderts schuf. Ein Buch, das uns aber immer noch tief berührt. 

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Quelle: http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/goethe_werther01_1774

Johann Wolfgang von Goethe schrieb Die Leiden des jungen Werther (1774) hauptsächlich in Form von Briefen. Die Serie von Briefen, die Werther einem Freund von ihm, Wilhelm, schreibt, erzählt über Werthers leidenschaftliche aber einseitige Liebe zu einer jungen und schönen Frau, Lotte, die aber schon verlobt ist und sich mit einem anderen Mann verheiraten wird. Der Schmerz, worunter Werther leidet, weil er weiß, dass Lotte seine Liebe nie erwidern würde, treibt ihn zum Selbstmord am Ende.

Der Roman ist halb eine Autobiographie über Goethe, also die Geschehnisse basieren teils auf das eigene Leben Goethes. Und dieses ist auch in einigen Stellen leicht zu bemerken: Etwa 18 Monate vor dem Schreiben des Buches, im Jahr 1772, traf Goethe eine junge Frau namens Charlotte („Lotte“) und ihren Bräutigam Johann Christian Kestner. Goethe hatte gerade sein Jurastudium abgeschlossen und verliebte sich in diese Frau. Sie sagte ihm aber, dass es keine Hoffnung auf eine Beziehung zwischen ihnen beiden gab, und so verließ er sie wie Werther auch – ohne Abschied zu nehmen. Außerdem war Charlotte auch 19-jährig und kümmerte sich um ihre jüngeren Geschwister wie Lotte im Roman. Eine solche Autobiographie ist vor allem ein Mittel, einen tieferen Überblick über Goethes Gedanken und Gefühle zu verschaffen, und das ist genau das, was ich selbst schätze: wie Goethe seine eigenen Erlebnisse durch Werther hat vorbringen können und wie ich sie jetzt lesen kann. Solches ist nämlich nicht etwa bei Wikipedia zu finden.

Unbestreitbar gehört Die Leiden des jungen Werther zu den wichtigsten Werken der Sturm-und-Drang-Epoche, der Jugendkultur der Literatur, deren Verfasser meistens junge 20–30-jährige Männer waren. Sturm und Drang war eine Bewegung gegen gesellschaftliche Denkmodelle und Normen, in der die Freiheit des Individuums eine wichtige Rolle spielte. Anders als viele Werke von dieser Epoche, die meistens Dramen sind, ist „Werther“, wie gesagt, ein Briefroman. Ich glaube, dass Goethe die Briefform in diesem Sturm-und-Drang-Roman genau deswegen gewählt hat, weil die Briefe ermöglichen, Werther sehr nah zu betrachten und seine Gefühle und Gedanken genauer zu beschreiben und dem Leser zu vermitteln. So ist Werther als ein starkes Individuum, das bestehende Regeln verwirft, zu sehen. Außerdem enthält der Roman eigentlich keine klare Handlung, sondern es geht eher um eine Serie von Werthers Emotionen und seelische Vorgänge. Dieser Art tiefe Subjektivität im Denken und Leben einer Figur ist sehr typisch für Sturm und Drang und macht den Roman sehr repräsentativ für die Epoche.

Wenn man den Charakter der Hauptfigur betrachten will, ist Werther selbst auch ein klassischer Stürmer und Dränger. Er ist ein sehr emotionaler und empfindsamer Mensch, der immer versucht, auf seine Gefühle zu vertrauen und seinem Herz und Seele zuzuhören. Dem rationalen Denken hingegen steht er sehr skeptisch gegenüber. In ihm ist die heute immer noch gleiche Humanität zu sehen, die seine Gefühle steuert und die es ihm manchmal schwierig macht zu wissen, was eigentlich richtig im Leben wäre und was das echte Glück heißen sollte.

Er scheint oft daran zu zweifeln, ob seine Gefühle noch begründet sind und ob es wirklich möglich ist, dass er so glücklich ist. Er ist auch nicht so sicher, ob er die Beziehung zwischen ihm und Lotte als wahr sieht, und deswegen muss er sich selbst versichern, dass er Lotte gefällt und dass sie ihn doch schließlich versteht: „Nein, ich betrüge mich nicht! Ich lese in ihren schwarzen Augen wahre Teilnehmung an mir und meinem Schicksal! Ja ich fühle, und darin darf ich meinem Herzen trauen, daß sie – o darf ich, kann ich den Himmel in diesen Worten aussprechen? – daß sie mich liebt! Mich liebt! – – Ob das Vermessenheit ist oder Gefühl des wahren Verhältnisses? Vielleicht versucht Werther, es zu leugnen, aber trotzdem macht er sich Sorgen darum, ob Lotte doch mehr Albert lieben würde: „Ich kenne den Menschen nicht, von dem ich etwas in Lottens Herzen fürchtete. Und doch – wenn sie von ihrem Bräutigam spricht, mit solcher Wärme, solcher Liebe von ihm spricht – da ist mirs wie einem, der aller seiner Ehren und Würden entsetzt und dem der Degen genommen wird.“

Und was noch die Sprache angeht, fallen mir die Schwulstigkeit im Sprechen sowie der Überschwang und die Stärke in Werthers Ausdruck ein. Es kommen viele Ausrufe vor: So traure denn, Natur! Dein Sohn, dein Freund, dein Geliebter naht sich seinem Ende. – – Der letzte! Lotte, ich habe keinen Sinn für das Wort: der letzte! Stehe ich nicht da in meiner ganzen Kraft, und morgen liege ich ausgestreckt und schlaff am Boden. Sterben! – – Sterben! Grab! Ich verstehe die Worte nicht!“ All das ist sehr typisch für den Sturm-und-Drang-Stil.

Die Leiden des jungen Werther ist immer noch aktuell und bedeutend für Menschen von heute. Ich glaube, dass der Erfolg von bestimmten Büchern – die oft Klassiker genannt werden – sich darauf gründen, dass sie zeitlose Themen behandeln. Ein heutiger Mensch denkt an vielen ähnlichen Sachen wie Werther in seinen Briefen und schließlich haben die Grundgefühle des Menschen sowie Glück und Unglück des Lebens sich gar nicht geändert.

Der Roman ist eine traurige Liebesgeschichte, die später als Modell für zahlreiche andere Liebesgeschichten fungiert hat. „Werther“ hat Menschen inspiriert und liegt also vieler Werke zugrunde. Nuoren Wertherin jäljillä (2013) ist ein finnischer Film, der auf einem Montageroman und einem Bühnenstück Die neuen Leiden des jungen W. (1972) von Ulrich Plenzdorf basiert. Plenzdorfs Werk gründet sich dann weiter auf Die Leiden des jungen Werther.

Trailer: Nuoren Wertherin jäljillä (2013)

Gleich in der ersten Szene stellt ein 19-jähriger junger Mann namens Eero fest, dass er tot ist. Wenn Eeros Vater Markus Viitanen am Anfang des Films über seinen Sohn erfährt, interessiert er sich für das Schicksal seines Sohnes und dessen letzten Strähnen im Leben. Markus hat seinen Sohn seit 15 Jahren nämlich nicht gesehen. So fängt er an, Leute, die Eero gekannt haben, zu suchen und als Wichtigste trifft er eine 30-jährige Kindergärtnerin Katri, in die Eero verliebt war, die aber schon verheiratet war. Eero hatte Katri zum ersten Mal auf dem Hof des Kindergartens getroffen, als sie da mit Kindern gespielt hatte – so trifft Werther auch Lotte. All das klingt bekannt, außer dass Werther ein Dreißiger und Lotte 19-jährig ist.

Der Film erinnert den Zuschauer andauernd an Die Leiden des jungen Werther. Auch Eero gab Katri einen Kosename Charlotte, und wenn Katri ihn fragte, warum ein solcher komischer Name, klärt sich später, dass der Name aus Goethes Roman stammte und dass Eero dieses Buch viel las. So versteht Katri auch die abenteuerlichen Ausdrücke, die Eero früher ziemlich oft äußerte. Im Film gibt es viele Rückblenden, in denen Eero Auszüge aus dem Roman liest. Auch in Videos, die Eero statt der Briefe schickt, liest er den Roman vor.

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Quelle: http://fi.filmtrailer.com/cinema/13746/nuoren-wertherin-jaljilla

Die Arbeit der Schauspieler ist hervorragend. Besonders möchte ich Jyri Ojansivu erwähnen, der die Energie des jungen Eero erreicht und sich gut mit dem naiven Charakter von Goethes Werther identifiziert.

Obwohl der Film über andere Leute erzählt und in einer anderen Zeit an einem anderen Ort spielt, hat es viele Ähnlichkeiten mit dem originalen Werk von Goethe. Die Ursache für Eeros Tod ist jedoch anders, aber sie werde ich hier nicht verraten.

Gute Information über “Die Leiden des jungen Werther”

J. W. Goethe: Nuoren Wertherin kärsimykset

Nuoren Wertherin kärsimykset on Johann Wolfgang Goethen kirjeromaani vuodelta 1774. Romaani rakentuu kirjeistä, joita Werther-niminen mies lähettelee hyvälle ystävälleen Wilhelmille. Kirjeissään hän kertoo intohimoisesta rakkaudestaan nuorta Lottea kohtaan, jolta ei kuitenkaan vastaa Wertherin rakkauteen samalla tavalla, sillä hän on kihloissa ja menossa pian naimisiin. Tuska, jota Werther tuntee rakkaansa vuoksi, ajaa hänet lopulta tekemään itsemurhan.

Romaania voidaan pitää puolielämäkerrallisena teoksena, joka kertoo Goethen elämästä paljastaen ehkä kirjailijan syvimpiä ajatuksia ja tuntemuksia. Goethe nimittäin itse tapasi ennen romaaninsa kirjoittamista Charlotte-nimisen nuoren naisen ja rakastui häneen palavasti. Kyseinen nainen oli romaanin Lotten lailla naimisissa ja sanoi Goethelle, ettei heidän välilleen voisi kehittyä suhdetta. Goethe lähti Charlotten luota – hyvästejä jättämättä.

”Werther” kuuluu kiistatta Sturm und Drang -aikakauden tärkeimpiin teoksiin, sillä sitä pidetään tämän uuden kirjallisuuden suuntauksen luojana ja muiden aikakauden teosten innoittajana. Sturm und Drang oli nuorten liike, joka vastusti aikansa yhteiskunnan normeja ja ajattelutapoja ja korosti yksilön vapautta. Kirjemuodon ansiosta Wertherin ajatukset ja tunteet tulevat Goethen romaanissa hyvin esiin ja lukija pääsee lähelle päähenkilöä, jolloin sen yksilöllisyys korostuu. Romaanissa ei oikeastaan ole selvää juonta, vaan se koostuu Wertherin tunteiden ja ajatusten sarjasta. Tällainen subjektiivisuus on tyypillistä Sturm und Drangille.

Myös romaanin kieli puhuu selkeästi aikakautensa puolesta. Werther kirjoittaa mahtipontisesti ja käyttää paljon huudahduksia ja katkonaisia lauseita: ”Ei, en petä itseäni! Luen hänen tummista silmistään todellista myötätuntoa minua ja minun osaani kohtaan! Oi, minä tunnen, ja tältä osin voin luottaa sydämeeni, minä tunnen, että hän – niin, uskallanko, onko minulla lupa lausua nuo taivaalliset sanat? – että hän rakastaa minua!” Nykylukijan mielestä tällainen liioittelu saattaa tuntua usein lähinnä huvittavalta.

 

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