Die Judenbuche -Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen (1842) von Annette von Droste-Hülshoff

Autor: Student 2

Als Biedermeier bezeichnet man die Zeit vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn des bürgerlichen Revolution 1848 in den Ländern des Deutschen Bundes. Biedermeier bezieht sich auf die in dieser Zeit entstehende eigene Kultur und Kunst des Bürgertums. Die Literatur der Zeit wird konservativ gesehen und als typisch gilt die Flucht ins Idyll und ins Private. Als es in der Gesellschaft politische Spannungen und Streben nach Freiheit und Einheit gab, hat es in der Literatur eher zur Harmonisierung geführt. Biedermeier steht für eine kleinbürgerliche Kultur der Häuslichkeit und der Betonung des Privaten. Das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden steht im Vordergrund.

In der Epik im Biedermeier waren kurze Erzählformen, wie Novelle und Kurzgeschichte beliebt. Die Judenbuche ist eine Novelle von Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848). Charakteristisch repräsentativ für die Epoche ist Die Judenbuche nicht nur wegen ihrer Novellenform, sondern durch ihre Volkstümlichkeit, Detailgenauigkeit und Bildlichkeit. In ihrem Inhalt zeichnet sich die Judenbuche von Einfachheit, Vergänglichkeit, Liebe, Glück und Unglück in der Familie aus. Die Handlung spielt in einem westfälischen Dorf B. in einem deutschen Kleinstaat des 18. Jahrhunderts, noch vor der Zeit der Französischen Revolution und die großen Umwälzungen, die die Revolution in Europa verursacht hat. Ganz charakteristisch für Bürgermeier läuft die Handlung im kleinen Familienkreis und in der nähen Dorfgemeinschaft. Die Dorfeinwohner sind eng mit der umgebenden Natur verbunden.

Die Judenbuche wird nicht nur als Kriminalgeschichte, sondern auch als Milieustudie verstanden. Die Novelle handelt von einem unaufgeklärten Mord und lässt auch andere Geschehen offen. Sehr aufgeprägt ist besonders die Judenfeindlichkeit im Dorf B. Friedrichs Mutter lehrt ihren Sohn schon früh, dass die Juden Betrüger seien.

Ein weiterer Aspekt ist, dass alle negativen Ereignisse der Novelle in der Nähe der Buche im Brederwald geschehen. Nacht, Dunkelheit und Mystik sind häufig auftretende Elemente. Obwohl das Biedermeier auf die behagliche Wohnkultur und private Gemütlichkeit oft konnotiert wird, enthält die Handlung auch Melancholie, z.B. in viel Unordnung, böse Wirtschaft, Unrecht und eine traurige Mutter-Kind-Beziehung. Recht und Gerechtigkeit ist ein oft vorkommendes Thema. In der Zeit der Handlung vor der Französischen Revolution können Adel und Volk über Recht entscheiden. Es geschehen Diebstähle und Todesfälle und die Täter können nicht schuldig bewiesen werden.

Die Judenbuche kann man heute noch aktuell verstehen. Das Schicksal Friedrich Mergels entspricht die Situation der Gesellschaft. Nach der napoleonischen Zeit und dem Wiener Kongress ging es um eine Ordnung Europas, mit dem Ziel einer Restauration. Man verband damit Vorstellungen von der „guten alten Zeit“. Heute denkt man viel an Familienwert und gemeinsame Zeit unter der Familie. Oft denkt man an seine eigene Kindheit zurück und sieht viele Sachen im Alltag die zu Risiken werden können. Als Alkohol ein Risiko in der Vergangenheit war, ist es noch heute. Ähnlich wie Alkohol zu Gewalt führen kann ist Besessenheit vom Internet und sozialem Media ein wahres Risiko, das zu Zurückgezogenheit und Isolierung von der Gesellschaft führt. Durch den frühen Tod ihres Mannes und den Verlust des Sohnes Friedrichs, der in die Dienste seines Onkels eintritt, ist die Mutter Margreth mit der Landwirtschaft überfordert. Tragische Schicksale kommen einem nah momentan durch Zeitungsartikel über hunderttausender von Flüchtlingen und Vertriebenen, die Kämpfen, Unterernährung und Krankheiten bedroht sind.

Ganz interessant in der Novelle ist, dass mehrere negativen Ereignisse der Novelle geschehen in der Nähe einer Buche im Brederwald. Dass sie immer nachts oder während der Dämmerung passieren, macht den Wald zu einer Art „magischem Raum“, und die Buche zum Symbol des unaufgeklärten Mordes.

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