Peter Härtling – Autor und Mensch

Autor: Elliot Plank

Peter Härtling wurde 1933 in Chemnitz in Sachsen geboren. Seine Kindheit wurde von Tragik und Veränderung geprägt. Der erste Umzug war  in 1941 nach Olmütz in Mähren heutige Olomouc in Tschechien. Es war auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs und als die Rote Armee immer näher avancierte, musste Härtlings Familie fliehen. Der Vater musste auch in den Krieg hinein. Jetzt war die Familie in Österreich. Erst in Zwettl un dann 1945 in Wien. Härtlings Vater wurde von den Sovietischen Armee gefangen, und er starb auch in Kriegsgefangenscahft 1945. Peter Härtling musste in dieser Zeit auch  die Vergevaltigung seines Mutters mitansehen. Die letzte Fluchthreise war dann nach Nürtingen in Deutschland. In 1946 beging Härtlings Mutter Selbstmord. Danach wurde er von der Großmutter und zwei Tanten erzogen. In Nürtingen konnte er das dortige Gymansium besuchen. Peter Härtlings Kindheit war schwer und traumatisch,wie man beobachten kann.

Im Journalismus fang Härtlings karriere bei lokalen Zeitungen an. In 1962 wurde er Redakteur bei der Zeitschrift Der Monat  wo er ein paar Jahre später auch Mitherausgeber wurde. Härtling war auch politisch aktiv bei der SPD und später in der Friedensbewegung.

Als Schriftsteller fing Härtling mit der Poesie an. Später wurde er hauptsächlich als Romanautor bekannt. Ein wichtiger Teil seines Schreibens ist der auferbeitung der eigenen vergangenheit gewidmet. Dazu is Härtlig von der Epoche der Romantik fasziniert, und er hat die Biografien von den Komponisten Robert Schumann und Franz Schubert sowie auch den Schriftstellern Hölderlin, Waiblinger und E.T. A. Hoffmann geschrieben. Noch eine wichtige Gruppe in seiner Literatur bilden die Kinderromane, die er seit 1970 geschrieben hat, wie z.B. Ben Liebt Anna (1979). Djadi, Flüchtlingsjunge (2016) blieb sein letztes Kinderbuch.

Peter Hertling starb am 10. Juni 2017in Rüsselsheim wo er lange gelebt hatte. Er wurde 83 Jahre alt. Der Autor hat viele Ehrungen und Preise für seine Arbeit bekommen.

 

Bild: Aus Angst und Schwäche wird Stärke

Der Autor als Wladi

Autor: Elliot Plank

Es fällt dem Leser auf in Peter Härtlings Roman Djadi, Flüchtlingsjunge (2016) wie der Charakter Wladi eine tiefere Verbindung zu Djadi entwickeln kann. Das hat damit zu tun das Wladi durch seine eigenen Erfahrungen Djadi verstehen zu seint in seine not und gemütslage als Waise gewordener  Flüchtlingsjunge. Bei der Betrachtung von Härtlings eigenem Lebenslauf fällt auf das er  auch eine tragische Verganghenheit als Flüchtende hatte. Wladi und Peter Härtling wurden beide Flüchtlinge als der Zweite Weltkrieg in ihrer Endphase war. Sie sind also beide von dieser Generation die diese Verlusten der deutschen Ostgebieten und den folgenden Flucht damals persöhnlich erleiden mussten.

Mit Wladi kann Härtling auch zeigen wie man vielleicht auch neue Generationen von durch das Flüchten traumatisierte Menschen begegnen kann. Dafür is Wladi als Härtlings Alter Ego geeignet.

Wladi ist auch der älteste Charakter in der WG und auch gesundheitlich verwundbar. Härtling war über 80 als er das Buch geschrieben hat. Es ist bedenklich das Härtling im folgenden Jahr nach der Buchveröffentlichung , also 2017, gestorben ist. Als Leser kann man meinen das er eine gewisse Portion seines eigenen  Zustandes in den Charakter Wladi hineinschreibt.

Rezensionen

Hopp, Margarete (2017): ”Gelingende Integration”, literaturkritik.de.

”die Geschichte einer langsam gelingenden Integration”

”Härtlings Geschichte ist deshalb weniger eine unterhaltsame Freizeitlektüre für kindliche Leser als vielmehr ein Angebot für Erwachsene, die sich angesichts der Aktualität des Themas selbst und aufgrund des pädagogisch-didaktischen Potenzials (Flüchtlingsproblematik, Auseinandersetzung mit Fremdheit etc.) als Vermittler von Kinder- und Jugendliteratur davon angesprochen fühlen dürfen.”

 

Spreckelsen, Tilman (2017): ”Ein Sommer auf Juist”, Frankfurter Allgemeine Zeitung.

”Djadi ist angekommen, seine Dämonen immer im Gepäck, ein anderer geht am Ende, und so meisterlich, wie Peter Härtling beides schildert, ist schon sehr lange kein Kinderbuch zum Thema mehr geraten.”

 

Perlentaucher: Rezensionsnotizen

”Härtling weiß ja auch aus eigenem Erleben, wie sich ein Flüchtlingsschicksal anfühlt.”

”Was eine gute Idee ist, leide aber etwa daran, dass Härtling seiner eigentlich soliden Geschichte selbst zu wenig Aufmerksamkeit schenkt und so viel Raum für Spekulationen lässt.”

Artikeln

Wehlte-Höschele, Martina (2017): Aus Angst und Schwäche wird Stärke. Deutschlandfunk.

”Peter Härtling verarbeitet in „Djadi, Flüchtlingsjunge“ auch eigene Fluchterfahrungen.”

Zitaten von Härtling:

„Ja, das ist mein Lebensthema und es begann damit, dass ich selber fliehen musste und diese Erfahrung habe ich nie vergessen. Ich hab öfter davon erzählt, in Romanen, und als jetzt die große Flüchtlingsbewegung kam, die im Übrigen zu erwarten war in dieser kaputten Welt, da war mir klar, dass ich irgendwie reagieren müsste und dass ich genau genommen Kindern erzählen sollte, was Flucht bedeutet. Und so fand ich den Djadi.“

„Ich hab mich schon ein bisschen mit Wladi identifiziert und ich habe in meiner Kindheit solche Wladis auch kennengelernt, in Nürtingen. Das sind meine drei Retter, meine Säulenheiligen. Das ist mein Deutschlehrer, mein Pfarrer und ein wunderbarer, großer Künstler, die drei haben mir auf die Sprünge geholfen…”

 

Haeming, Anne (2016): ”Aus geteilter Angst entsteht Nähe”. Der Spiegel.

”SPIEGEL ONLINE: Und wer hat Sie zu Djadi inspiriert?”

Peter Härtling: ”Ich habe Fluchtgeschichten von Kindern gesammelt. In einem Buch über unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder, die UMF, erzählten viele Kinder von ihren Erlebnissen – und viele von ihrem Leben in Homs, einst eine Millionenstadt. Deswegen kommt Djadi von dort. Diese Sammlung war das Öhr, durch das ich mich einfädeln konnte.”

Andere Zitaten von Härtling:

”Mir wurde klar, dass es sinnvoll ist vorzuführen, wie traumatisiert und verschlossen Flüchtlingskinder sein können – und wie Erwachsene damit umgehen könnten.”

”Es braucht Verständnis für kleine Menschen, die Dinge erleben, die große Menschen anstellen. Kinder bewältigen das nicht, diese Erlebnisse stürzen in sie rein, sie schleppen all das mit.”